Pflanzenfossilien

Die Fossilien des Flöhaer Oberkarbon, Neue Bearbeitung

Die beginnende Industrialisierung, die in Chemnitz und Umland zeitiger einsetzte, als in anderen Teilen Deutschlands, namentlich das Aufkommen der ersten Dampfmaschinen, zog einen wachsenden Bedarf an Steinkohlen nach sich. Holz als Energieträger war knapp. Die im Flöhaer Becken ab 1802 zunächst vor allem durch den Flöhaer Erb- und Lehnrichter J. G. Schippan am Gückelsberg geförderte Steinkohle wurde vor allem zur Bestückung der in der Schweddey betriebenen Schippanschen Kalköfen und der Schippanschen Brauerei in Flöha gebraucht. Weitere Steinkohlenwerke wurden am Pfarrwald, an der Vorderen Ulbrichschlucht und später auch an der Finkenmühle betrieben. Für die Jahre 1836 - 1840 ist Bergbau auf Steinkohle für die Struth nachgewiesen und ab 1840 neue Versuche durch Schippan in Altenhain. Die letzten Kohlenschächte im Flöhaer Becken wurden im Jahre 1880 stillgelegt. Besonderes Interesse zogen die sog. Kräuterblättchen auf sich, die der Steinkohlenbergbau ans Tageslicht beförderte. Das Interesse an ihnen war derart groß, dass die Fürstliche Jablonowskische Gesellschaft im Jahre 1853 die Preisaufgabe, eine möglichste vollständige, schriftliche und bildliche Darstellung der Flora des Hainichen-Ebersdorfer und des Flöhaer Kohlenbassins, sowie eine Vergleichung beider mit der Flora des Zwickauer Steinkohlengebirges auszuarbeiten, auslobte. Es war der ab 1850 auf dem neue geschaffenen Lehrstuhl für Geognosie, Mineralogie und Naturgeschichte an der Polytechnischen Schule in Dresden lehrende Hanns Bruno Geinitz, der die gestellte Preisaufgabe löste. In mehreren Arbeiten beschrieb Geinitz die Oberkarbonflora von Flöha (Geinitz 1854-56).

Saccopteris (Corynepteris) sternbergii Sammlung Löcse / St.Egidien

Bis zu Beginn des 20. Jh. kamen keine neuen Funde zu den von Geinitz beschriebenen hinzu. Erst mit Beginn des neuen Jahrhunderts, vor allem während und nach der Zeit des 1. Weltkrieges waren es Mayas, Nindel und Münch, denen an der Finkenmühle neue Florenaufsammlungen gelangen. Vor allem die bisher nur für das Flöha Becken nachgewiesenen oberkarbonen Florenreste Noeggerathia saxonica Gothan, Archaeosigilariopsis serotina Gothan und Sterzelia Nindeli Gothan machten von sich reden.

Sphenopteris trigonophylla Sammlung Klein /Falkenau

Wiederum gingen viele Jahrzehnte ins Land, bis im Zuge der Verlegung der B173 Bamberg Dresden ab 2010 bis Frühjahr 2012 in Flöha, Landkreis Mittelsachsen am Plauberg, nördlich der Schweddey neue Florenfunde gelangen erstmals in einem Vulkanit. Bis Ende 2011 wurden von verschiedenen Sammlern, in erster Linie von Weber und Klein, zahlreiche Fossilien in Steinkernerhaltung, verkieselte Hölzer und Blattabdrücke am nördlichen und südlichen Ende des Aufschlusses geborgen. Ein Teil des Materials war auf der 23 Mineralienbörse im Pufendorf-Gymnasium in Flöha im Rahmen einer Sonderschau Fossilien des Flöhaer Kohlebeckens zu sehen.

Bowmanites sp. Sammlung Löcse / St.Egidien

Hierdurch aufmerksam geworden bargen Löcse und Colditz in den Folgemonaten zahlreiche weitere Florenreste in Abdruckerhaltung am südlichen Ende des Aufschlusses, die im Rahmen einer Sonderschau Fossilien im Flöhaer Tuff im Mineralien und Lagerstättenkabinett St. Egidien gezeigt wurden. Das lenkte das Interesse von Meyer auf die Funde, der deren Bestimmung und biostratigraphische Einstufung übernahm. Die Bestimmung und Einordnung der verkieselten Hölzer besorgte Rößler. Bis zu den Neufunden ab 2010 sind, abgesehen von Kieselholzfunden (Tubicaulis solenites (Cotta) Corda, Zygopteris primaria (Cotta) Stenzel), die bislang dem Zeisigwald-Tuff zugeordnet werden aber wohl ebenfalls in das Oberkarbon zu stellen sind (persönl. Mitteilung Löcse), fossile Pflanzenreste ausschließlich aus den Klastit-Sequenzen der unteren und oberen Flöha Formation bekannt gewesen. Die bis dato von Geinitz, Mayas, Nindel und Münch geborgenen Pflanzenfossilien, palynologische Untersuchungen liegen für das Flöhaer Oberkarbon nicht vor, weisen auf eine artenreiche hygrophile Lepidophyten und Cordaiten dominierte Makroflora der Moore und feuchten Tiefländer hin. Neben Vertretern der Klasse der Lycopodiopsida (Bärlappgewächse, Lycopsida) und Cordaitopsida (Cordaiten), der Equisetopsida (Schachtelhalmgewächse, Sphenopsida), Pteridopsida (Echte Farne, Filicopsida), und Pteridospermopsida (Samenfarne) findet sich bei Pietzsch&xnbsp;1962 die Erst und einmalige Erwähnung eines Palaeonisciden. Gothan 1932 listet 19 Taxa und Morphotaxa für die untere und 17 für die obere Flöha-Formation auf, wobei er auf eine Angabe der verschiedenen Samenfunde verzichtet. Letztere führt Sterzel&xnbsp;1907 an. Für die Zusammenstellung nutzte Gothan&xnbsp;1932 ausschließlich Material, dass bereits aus damaliger Sicht historischen Sammlungen entstammte (Geinitz&xnbsp;1854/1856, Sterzel&xnbsp;1881/1907/1918, Gothan&xnbsp;1928). Das Material wurde an verschiedenen, heute nicht mehr zugänglichen Lokalitäten entlang der Flöha-Scholle und des Struth-Waldes zusammengetragen (Geinitz&xnbsp;1854, Gothan&xnbsp;1928). Es kann davon ausgegangen werden, dass die historischen Florenfunde keiner zusammenhängenden Florengemeinschaft angehören. Sowohl die Art der Aufsammlung (vorwiegend besser erhaltene Makrofossilien wurden geborgen, die Aufsammlungen erfolgten eher sporadisch, überwiegend von Halde) als auch die Art der Einbettung in das Sediment, gestatten keine weiteren Rückschlüsse auf das Ökosystem. Die Altfunde finden sich in Abdruck- und Steinkernerhaltung in dem Sandstein und Schieferton, dem die Flözchen der schiefrigen, aschenreichen, bitumenarmen, anthrazitischen Kohle der Flöhaer Teilsenke eingebettet sind. Die Florenreste zeigen oft den typischen weißlich-silbrigen Gümbelitüberzug hoch inkohlter fossiler Pflanzenreste, was gut mit dem anthrazitischen Inkohlungsgrad der Kohle korrespondiert.

Lepidofloios larinicus Sammlung Weber /Chemnitz

Die Neufunde dagegen stammen sämtlich aus einem eng umgrenzten Areal auf der Schweddey-Scholle. Eine systematische Bergung war aufgrund der sich ständig und kurzfristig ändernden, dem Baufortschritt geschuldeten Aufschlusssituation nicht möglich. Gleichwohl bilden die Aufsammlungen von Weber, Klein und Löcse sowohl was die Anzahl der Florenreste anbelangt, als auch deren Variabilität, Zusammenstellung und Erhaltungszustand eine für das Flöhaer Oberkarbon neue Qualität.

Mariopteris andraeeana Sammlung Klein / Falkenau

Die Florenreste wurden instantan eingebettet und geben somit das momentane Bild einer oberkarbonen Pflanzengesellschaft wieder. Die Florenreste wurden transportiert, z.T. stark fragmentiert. Ihr Erhaltungszustand spricht aber insgesamt eher gegen lange Transportwege, so dass eine parautochthonen Ablagerung angenommen werden kann, eine Annahme, die auch durch den geologischen Befund gestützt wird. Die Florenreste waren, mit Ausnahme einiger Kieselholzfragmente aus dem Hangenden des Zentralbereiches des Ignimbritstromes, eingebettet in die grauen Tuff-Varietäten aus dem Randbereich des Paläorhyolithes Typ Schweddey. Sowohl Kieselhölzer, stark fragmentiert, als auch Steinkerne und Blattabdrücke kommen vor. Im Gegensatz zu den durchweg planaren Abdrücken auf den Schiefertonplatten der historischen Funde, sind die neuen Florenreste im Tuff strukturerhaltend. Sie heben sich aufgrund ihrer überwiegend schwarzen Färbung kontrastreich von der grauen Tuffmatrix ab, vom ästhetischen Aspekt abgesehen, zweifellos von Vorteil bei deren Bestimmung. Neben einigen Erstnachweisen für Flöha und für Sachsen, gelang erstmalig der Fund von Sphenopteris trigonophylla Behrend mit anhängendem Pollenorgan. Bemerkenswert ist das Auftreten einiger Mariopteris-Arten, die in den historischen Aufsammlungen völlig fehlen. Da stratigraphisch kein nennenswerter Unterschied zwischen der oberen und der unteren Flöha-Formation auszumachen ist, auch nicht zu den eingeschalteten Vulkanitsequenzen, wird der Florenbericht in einer einheitlichen Florenliste zusammengefasst.

Trigonocarpus sp. mit Hüllblatt Sammlung Klein / Falkenau

Florenliste Schweddey Tuff

Asterophyllites longifolius

Calamites sp.

Huttonia spicata

Sphenophyllum decorum

Bowmatites sp.

Lepidofloios laricinus

Saccopteris (Corynepteris) sternbergii

Pecopteris sp.

Neualethopteris larischi

Alethopteris valida

Neuropteris sp.

Trigonocarpus sp.

Sphenopteris trigonophylla

Sphenopteris artemesiiaefoliioides

Mariopteris andraeana

Mariopteris latifolia

Cordaites sp.

Psaronius sp.

Cordaixylon sp.

Quelle: Löcse et al (2013): Neue Florenfunde in einem Vulkanit des Oberkarbons von Flöha - Querschnitt durch eine ignimbritische Abkühlungseinheit.- Veröff. Mus. Naturk. Chemnitz, 36: 85-142.